Anschlag mit fünf Toten

Weihnachten in trauernder Stadt - Gedenken in Magdeburg

24. Dezember 2024 , 14:38 Uhr

Nach der Attacke auf dem Weihnachtsmarkt steht das Fest in Magdeburg im Zeichen der Trauer. An Heiligabend halten viele in der Stadt noch einmal inne. Die Ermittler arbeiten weiter.

Blumen, Kerzen, Kuscheltiere: Nach der Attacke auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt mit fünf Toten und bis zu 235 Verletzten nehmen Trauer und Anteilnahme in der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt kein Ende. Bürgerinnen und Bürger legten auch an Heiligabend am zentralen Gedenkort an der Johanniskirche Blumen nieder, viele hatten Tränen in den Augen. 

Auch auf dem benachbarten Alten Markt, der Teil des inzwischen geschlossenen Weihnachtsmarktes ist, brachten Trauernde ihre Anteilnahme mit Blumen und Kerzen zum Ausdruck. «Ich konnte erst nicht herkommen, weil es mich zu sehr schockiert hat», sagte eine Rentnerin der Deutschen Presse-Agentur. «Aber heute wollte ich hier sein. Es ist ja Weihnachten.» 

Gedenkkonzert am 2. Weihnachtstag

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier rief in seiner Weihnachtsansprache zum Zusammenhalt auf. Das Theater Magdeburg will am 2. Weihnachtstag mit einem Konzert der Opfer gedenken. 200 kostenfreie Karten sollen an Betroffene, Angehörige der Opfer, Rettungskräfte und Ersthelfer ausgegeben werden, wie das Theater mitteilte. Sie stünden an der Kasse zur Abholung bereit. 

Der inzwischen in Untersuchungshaft sitzende Täter Taleb A. war am Freitagabend mit einem Auto über den Weihnachtsmarkt gerast. Die Ermittlungen zur Motivation des Arztes, der aus Saudi-Arabien stammt und 2006 nach Deutschland kam, dauern an. Zuletzt hatte er sich in sozialen Medien zunehmend wirrer und radikaler zu Wort gemeldet. In einem Interview zeigte sich der 50-Jährige jüngst als Fan von X-Inhaber Elon Musk und der AfD, die die gleichen Ziele wie er verfolge – bezeichnete sich aber als politisch links.

Behörden in mehreren Ländern hatten mit Taleb A. zu tun 

Polizisten setzten am Dienstag ihre Tatortarbeit fort. Eine Sprecherin der Polizeiinspektion Magdeburg sagte auf Nachfrage, Beamte der Landespolizei seien vor Ort, um «dokumentarische Arbeiten» im Rahmen der Ermittlungen zu erledigen.

Bundeskriminalamt und Bundesinnenministerium wollen nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur noch in diesem Jahr eine Fallchronologie zum Täter vorlegen. Es soll dabei zusammengetragen werden, welche Behörden zu welchem Zeitpunkt welche Hinweise zu Taleb A. hatten und wie diesen nachgegangen wurde. Behörden in mindestens sechs Bundesländern sollen mit ihm zu tun gehabt haben. 

Grünen-Fraktionsvize Konstantin von Notz kritisierte in der «Rheinischen Post»: «Erneut scheint es im Hinblick auf den Täter und die von ihm ausgehende Bedrohung ein Gesamterkenntnisdefizit und ein Problem beim Zusammenführen der verschiedenen Informationen gegeben zu haben.» Der Anschlag von Magdeburg erinnere ihn an den Anschlag vom Berliner Breitscheidplatz vor acht Jahren.

Bundespräsident mahnt Zusammenhalt an

Auch die Weihnachtsansprache von Bundespräsident Steinmeier wurde von dem Angriff bestimmt. «Hass und Gewalt dürfen nicht das letzte Wort haben. Lassen wir uns nicht auseinandertreiben. Stehen wir zusammen», sagte Steinmeier in der vorab veröffentlichten Ansprache. Vielen Menschen werde das Herz schwer sein an diesem Weihnachtsfest. Viele seien aufgewühlt und verunsichert, hätten vielleicht auch Angst. «All diese Gefühle sind verständlich. Aber sie dürfen uns nicht beherrschen, und sie dürfen uns nicht lähmen.»

Mit einer Menschenkette hatten am Montagabend nach Polizeiangaben rund 4.000 Menschen in Magdeburg an die Opfer des Anschlags erinnert und sich gegen die politische Vereinnahmung durch Rechte positioniert. Parallel veranstaltete die AfD eine Kundgebung in der Stadt, an der nach Polizeiangaben rund 3.500 Menschen teilnahmen. Mit Blick auf den Täter sagte Parteichefin Alice Weidel, wer die Bürger des Landes verachte, das ihm Asyl gewähre, «der gehört nicht zu uns». Während der Veranstaltung wurde immer wieder «Abschieben! Abschieben! Abschieben!» skandiert.

Quelle: dpa

 

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