Musiker

Schlagerbarde Kuhn will noch lange auf der Bühne stehen

07. Januar 2025 , 06:00 Uhr

Mit Föhnwelle und Brusthaartoupet eroberte Dieter Thomas Kuhn die Schlagerwelt. Nach einer Auszeit gelang das Comeback. Nun feiert er seinen 60. Geburtstag.

Jeans, grauer Wollsweater, Dreitagebart, um den Hals ein Schal mit Totenkopfmuster und etwas zottelige, schulterlange Haare. Eher ein Rocker, möchte man meinen. Dieter Thomas Kuhn sitzt entspannt und unprätentiös auf einem Stuhl in seinem Tübinger Aufnahmestudio. Nur auf einem lebensgroßen Pappaufsteller sieht man im Hintergrund die Markenzeichen, die ihn ab Mitte der 90er berühmt werden ließen: Plateau-Schuhe, Schlaghosen, Föhnwelle und Brusthaartoupet. 

Kuhn – kein Rocker, sondern Schlagerbarde aus Tübingen – feierte mit seiner «Kapelle» eine steile Karriere. Ausgebuchte Konzerte im In- und Ausland, Büstenhalter und Frauenhöschen auf den Bühnen – wenn «die singende Föhnwelle» erschien, trällerte die Fan-Schar zu Songs wie «Guantanamera», «Mama Leone», «Azzuro» und «Café Oriental» begeistert mit. 

Immer noch Unterwäsche auf der Bühne

Heute wird Kuhn 60 Jahre alt. Und die weiblichen Fans werfen ihm immer noch Unterwäsche auf die Bühne. Nach einem Tief in der Corona-Phase spielt die Band wieder Konzerte mit einer neuen Bühnenshow. Im Mittelpunkt der Bühne die Band, links und rechts davon riesige Leinwände, die den Zuschauern bessere Sicht liefern sollen. 

Doch das habe nicht jedem Fan gefallen, sagt Kuhn. «In den sozialen Medien wurde das kritisiert und wir bekamen viele Mails.» Der Ärger der Fans war auch groß, weil die jährlichen Konzerte auf dem Stuttgarter Killesberg eingestellt wurden. Denn für die größere Bühne reichte dort der Platz nicht aus.

«Also das Ganze ist ein bisschen größer geworden und ein bisschen pompöser. Aber an sich hat sich an unserer Show gar nichts verändert. Wir haben da nichts verändert und das bewusst. Die Leute wollen das, was sie seit so vielen Jahren kennen», erzählt Kuhn. Der Unmut habe sich wieder gelegt.

Anfang, Ende und Comeback

Der gelernte Masseur und Leiter der Bäderabteilung in den Tübinger Kliniken sang als Erwachsener erst im Chor einer anderen Band. Später gründete er mit sechs Musikern eine eigene Gruppe. Die Mitglieder begannen aus Jux und Tollerei, Schlager der 70er Jahre zu covern. Die erste CD erschien 1994, 5.000 Stück wurden verkauft. Bei einem Konzert in Hamburg wurde dann die Plattenfirma Warner auf die Band aufmerksam und nahm sie unter Vertrag. Die zwei darauffolgenden CDs erreichten bereits Gold-Status mit mehr als 250.000 verkauften Stück.

Fünf Jahre später, im Jahr 1999, trat das Kunstprodukt DTK mit einem Abschiedskonzert in der Stuttgarter Schleyerhalle von der Schlagerszene ab. «Wir waren ausgepowert, auch körperlich», sagt Kuhn rückblickend. Damals wollte er sich musikalisch neu orientieren, aber ein erster Comebackversuch im Jahr 2001 mit einer Pop-Platte ohne die Markenzeichen ging daneben. 

Kuhns Projekt, die Dreigroschenoper neu aufzulegen, scheiterte 2002 am Suhrkamp-Verlag als Rechteinhaber. 2005 folgte ein neues Comeback, diesmal mit alten Markenzeichen. Alle Konzerte waren nach Managementangaben ausverkauft.

Postpubertäre weibliche Anhänger

Im Katalog zu einer Kuhn-Ausstellung in Tübingen im Jahr 2000 heißt es: «DTK wird als typisches Phänomen der Postmoderne im ausgehenden 20. Jahrhundert gesehen, bei dem die Kopie das Original in Wucht und Wirkung weit übertrifft.» Kuhn habe «den Rezipienten über Wert und Bewertung seines umstrittenen musikalischen Materials und deren pointierter Aufführungspraxis völlig im Unklaren» gelassen. Und: «Dabei kam es vor allem bei postpubertären weiblichen Anhängern vereinzelt zu spontanen Gefühlsschüben, die im Bewerfen DTKs mit Unterwäsche und Stofftieren gipfelten.»

Und wie geht es weiter nach dem 60. Geburtstag? Ist Ruhestand ein Thema für den Musiker? Kuhn sagt dazu, er kann sich noch nicht vorstellen, irgendwann mit der Musik aufzuhören. Und betont: «Es ist ja kein Beruf, es ist eine Berufung.»

Quelle: dpa

 

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