Neustart für eine legendäre Bühne: München hat die Lach- und Schießgesellschaft zurück. Der Kabarett-Laden, der vor allem zu Zeiten von Dieter Hildebrandt zum Kult wurde, ist mit viel Nostalgie neu eröffnet worden. «Die Lach- und Schieß ist legendär und das soll auch so bleiben – bitte sehr», singt Astrid Hofmann. «Dieses Kulturerbe der Bundesrepublik Deutschland, das muss weitermachen», sagt Geschäftsführer Ulrich Spandau. Und auch wenn man vielleicht denken könne, «politisches Kabarett, das ist was für knäckebrotige Oldies»: «Wir müssen in dieser gesellschaftlichen Situation unsere Werte weiter auf die Bühne bringen.»
Von einem Neustart nach einer «langen Durststrecke» und einer «ersten Zusammenrottung hier in diesen Räumen» spricht der frühere Münchner Oberbürgermeister Christian Ude, der mit dem Förderverein der «Laden-Hüter» maßgeblich dazu beigetragen hat, dass der «Laden» überhaupt neu eröffnen konnte – inklusive der Namensrechte für die Bühne.
Der künstlerische Leiter der Lach- und Schießgesellschaft, André Hartmann, nennt Ude den «Hauptretter» des Hauses. Er eröffnet die Bühne am Montag an einem – wie er sagt – «ganz besonderen Abend» ein paar Minuten nach 19.56 Uhr. Um diese Zeit sollen künftig die Programme auf der Bühne starten, um an das Eröffnungsjahr 1956 zu erinnern.
Seit mehr als einem halben Jahrhundert steht die Bühne für scharfzüngiges politisches Kabarett und war vor allem mit dem Namen des 2013 gestorbenen Dieter Hildebrandt verbunden, der auch aus der einstigen ARD-Kabarettsendung «Scheibenwischer» bekannt war. Mit seinen Auftritten war er Garant für ein volles Haus. Zuletzt allerdings war das Kabarett in Schwierigkeiten geraten – mit zerstrittenen Gesellschaftern und einer Insolvenz im Februar 2023. Nun der Neustart, der geprägt war von vielen Erinnerungen an die guten alten Zeiten.
Musik-Kabarettist Hartmann, der die Bühne als künstlerischer Leiter ehrenamtlich führt, setzt künftig auf drei Schwerpunkte: politisch, sozialkritisch, auf hohem Niveau. Das sei heruntergebrochen das Erbe von Hildebrandt, hatte er vor der Eröffnung gesagt.
Und so singt das Ensemble mit Christl Sittenauer, Sebastian Fritz und Frank Klötgen von Elon Musk, Mark Zuckerberg und Jeff Bezos, übt Kapitalismus- und Klimakrisenignoranz-Kritik – aber ohne auch nur ein Wort zu verschwenden an die US-Wahl oder die spektakuläre jüngste Entwicklung der Bundesregierung. Freundlichen Applaus gibt es dafür vom geneigten und dem Haus verbundenen Eröffnungspublikum, viel mehr nicht.
Auch Hildebrandts Witwe Renate, die als Einweihungsgeschenk eine Karikatur ihres Mannes mit Franz Josef Strauß mitbringt, ist bei der Eröffnung dabei – ebenso die Schauspieler Jutta Speidel, Gisela Schneeberger und Franz Xaver Kroetz und die Kessler-Zwillinge. «Die Legende lebt und Schwabing bebt», hatte Hofmann gesungen. So ganz erfüllte sich diese Prophezeiung am ersten Abend zwar noch nicht, aber das kann ja bei den ersten Programmen im «Laden» in diesem Monat noch kommen.
Quelle: dpa