Wenn es um Bill Nighy geht, dann kommt den meisten Menschen wohl als erstes der Weihnachtsfilm «Tatsächlich … Liebe» von 2003 in den Sinn. Nighys Auftritt als exzentrischer Altrocker Billy Mack ist Kult und verhalf dem vielseitigen Charakterdarsteller mit über 50 auf einmal zu großer Bekanntheit weit über die Grenzen von Großbritannien hinaus. Heute wird Nighy 75 Jahre alt und profitiert noch immer von «Tatsächlich … Liebe».
Der Episodenfilm von Richard Curtis brachte ihm einen BAFTA-Award als Bester Nebendarsteller ein und hob seine berufliche Karriere in neue Sphären. «Die größten Veränderungen waren, dass sich meine Gagen verfünffacht haben und ich nie wieder vorsprechen musste», sagte er im Interview des britischen Magazins «The i». «Wenn Sie jeden Schauspieler nach seinen fünf größten Wünschen fragen würden, wäre einer davon: „Bitte lasst mich nie wieder vorsprechen müssen.“»
Einige Jahre vorher hatte Nighy bereits in der Komödie «Still Crazy» den Leadsänger einer nicht mehr ganz so jungen Rockband verkörpert. Bis dato hatte er überwiegend in Filmen jenseits des Mainstreams und in diversen Fernsehfilmen und -serien mitgespielt. Mit dem Erfolg von «Tatsächlich … Liebe» und einem weiteren BAFTA im Jahr 2004 als Bester Hauptdarsteller in der BBC-Serie «Mord auf Seite eins» wurde Nighy ein Filmstar.
Der von Natur aus coole Brite spielte den Vampirältesten Viktor in der «Underworld»-Reihe. Aber die Rolle als Pirat Davy Jones mit computergeneriertem Oktopus-Gesicht in zwei «Fluch der Karibik»-Filmen war ihm suspekt. «Am Set hab ich mir immer wieder gesagt: Das Geld, das Geld!», sagte Nighy im «Vanity Fair»-Interview. «Denn die haben mir eine Menge Geld bezahlt. Das war der Grund, warum ich das gemacht habe.»
Anders verhielt es sich beim zwielichtigen Minister Rufus Scrimgeor in «Harry Potter und die Heiligtümer des Todes». «Ich hatte mich schon gefragt, warum ich als einziger britischer Schauspieler in einem gewissen Alter noch nicht bei Harry Potter mitgemacht hatte», gab er zu. «Ich habe mich sehr gefreut.» Weitere Kinohits mit ihm waren «Radio Rock Revolution», «Best Exotic Marigold Hotel» und «Shaun Of The Dead».
Wie viele seiner späteren Kollegen fand auch William Francis Nighy, der am 12. Dezember 1949 in Surrey geboren wurde, schon als Kind Gefallen am Theater und stand als Schüler auf der Bühne. Ausgebildet wurde er an der Guildford School of Dance and Drama. Nachdem er zunächst in Liverpool gearbeitet hatte, gab er Ende der 1970er Jahre am traditionsreichen Royal National Theatre in London sein Debüt.
Ab den 80ern stand er regelmäßig vor der Kamera. Ein bekannter Name war Nighy damals allerdings nicht. Das hat sich spätestens mit «Tatsächlich … Liebe» drastisch geändert, auch weil er mittlerweile ständig vor der Kamera steht – oder im Tonstudio. Für den kommenden Zeichentrickfilm «Ein klitzekleines Weihnachtswunder» lieh er der Hauptfigur seine Stimme. Der Film basiert auf einem Kinderbuch von «Tatsächlich … Liebe»-Regisseur und -Autor Richard Curtis.
Viel Lob erhielt Golden-Globe-Gewinner («Gideon’s Daughter», 2006) für seine ergreifende Darstellung eines sterbenskranken Londoner Bürokraten in dem historischen Drama «Living – Einmal wirklich leben». Damit rührte Nighy das Publikum, begeisterte die Filmkritiker und erhielt im vergangenen Jahr sogar eine Oscar-Nominierung als bester Hauptdarsteller.
Sein Privatleben hält der gefragte Schauspieler aus der Öffentlichkeit heraus, so gut es geht. Interview-Fragen zu persönlichen Themen weicht er am liebsten aus. «Es gibt keinen Grund, warum die Leute mehr über mich wissen sollten, als ich auf der Leinwand zeige», sagte er der «Times».
Dennoch ist bekannt, dass er lange Zeit mit seiner Kollegin Diana Quick liiert war. Die beiden haben eine gemeinsame Tochter. Inzwischen ist Bill Nighy Großvater. «Meine Enkel haben keine Ahnung von meiner Karriere», sagte er mit seinem gewohnt trockenen Humor der «Vanity Fair». «Ich glaube, die haben noch nie einen Film von mir gesehen. Die wissen gar nicht, wer ich bin.»
Quelle: dpa