Italien

Italien: Kino zeigt Film über Holocaust-Überlebende nicht

14. November 2024 , 13:53 Uhr

Ein Kino in Mailand will einen Film über die italienische Holocaust-Überlebende Liliana Segre nicht zeigen - aus Angst vor Protesten, sagt der Betreiber. Der Vorfall verursacht Empörung in Italien.

Ein Kino in der Millionenstadt Mailand weigert sich, einen Film über die italienische Holocaust-Überlebende Liliana Segre zu zeigen. Aus Angst vor propalästinensischen Protesten, wie der Betreiber des Kinos in einem Interview der Zeitung «La Repubblica» sagte. Eigentlich sollte der Dokumentarfilm mit dem Titel «Liliana» Ende des Monats dort gezeigt werden, der Betreiber des Kinos lehnte die Vorstellung jedoch ab.

«Ich habe nichts gegen Juden, aber versetzen Sie sich in meine Lage. Das politische Klima ist angespannt. Ich habe keine Lust, ein Risiko einzugehen», sagte der Betreiber. Jede Woche gebe es wegen der Lage im Nahen Osten Proteste in Mailand. Die Vorstellung des Films in seinem Kino würde bei den Demonstranten nicht unbemerkt bleiben. «Wenn sie kommen und alles zertrümmern, wer erstattet mir dann den Schaden?», sagte er in dem Interview weiter.

Der Regisseur des Dokumentarfilms, Ruggero Gabbai, machte die Absage durch den Kinobetreiber vor wenigen Tagen öffentlich. Der Vorfall und die Begründung des Kinobetreibers lösten in Italien eine Welle der Empörung aus, Medien berichteten darüber.

Segre seit Jahren Opfer antisemitischer Schmähungen

Der Film erzählt die Lebensgeschichte der 94 Jahre alten Schoah-Überlebenden Liliana Segre. Segre wurde 1930 in einer jüdischen Familie in Mailand geboren. Nach einer gescheiterten Flucht mit ihrem Vater in die Schweiz wurde sie Ende 1943 verhaftet und im Januar 1944 ins Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Sie überlebte dort als Arbeiterin in einem Rüstungsbetrieb. Heute ist sie in Italien Senatorin auf Lebenszeit.

Die Mailänderin ist seit geraumer Zeit Opfer antisemitischer Schmähungen und Drohungen. Täglich erhält Segre nach eigenen Worten unzählige Hass-Nachrichten. Seit dem Hamas-Massaker in Israel am 7. Oktober 2023 und dem darauffolgenden Gaza-Krieg habe sich die Lage verschärft. Vor wenigen Tagen wurde auf einem Wandbild das Gesicht von Segre und ihr dort abgebildeter Judenstern weggekratzt, viele Medien berichteten darüber.

Quelle: dpa

Das könnte Dich auch interessieren

16.11.2024 Leuchtraketen gehen auf Anwesen von Netanjahu nieder Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und seine Familie sind nicht zu Hause, als am Abend Leuchtraketen ihr Grundstück treffen. Viele Politiker im Land zeigen sich entsetzt. 06.11.2024 Tausende demonstrieren in Jerusalem gegen Entlassung Galants Die Entlassung des israelischen Verteidigungsministers Galant durch Regierungschef Netanjahu mitten im Krieg hat viele Israelis empört. Demonstranten fordern seine Wiedereinsetzung. 06.11.2024 Israels Opposition fordert Protest gegen Minister-Entlassung Die israelische Opposition gilt als eher blass und zerstritten. Aus Entrüstung über die Entlassung des Verteidigungsministers Galant schließen vier führende Politiker jedoch die Reihen. 18.11.2024 Palästinenser: 17 Tote bei Angriff auf Haus im Gazastreifen Die Kämpfe im Norden des abgeriegelten Küstenstreifens dauern an. In der Ortschaft Beit Lahia zerstörten zwei israelische Raketen palästinensischen Angaben zufolge ein Wohnhaus.