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Fake-Shops, Ransomware, KI - Bayerns Cybercrime-Bilanz

10. Januar 2025 , 04:30 Uhr

Die Fallzahlen für die bayerische Cybercrime-Spezialstaatsanwaltschaft sind nach wie vor hoch. Die Täter setzen immer stärker auf Künstliche Intelligenz.

Künstliche Intelligenz (KI) spielt bei Cybercrime-Taten zunehmend eine wichtige Rolle. «2024 ist das erste Jahr, wo KI nicht nur als hypothetisches Problem wahrgenommen wird, sondern tatsächlich genutzt wird. KI ist endgültig auf der Straftäterseite angekommen», sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Thomas Goger, stellvertretender Chef der Zentralstelle Cybercrime Bayern mit Sitz in Bamberg. 

KI spiele inzwischen «wahrnehmbar» eine Rolle auf Täterseite. «Bei vielen Deliktstypen wird KI eingesetzt. Wir sehen Phishing-Täter, die ChatGPT nutzen, um ihre Mails vorzubereiten. Das ist nicht mehr nur eine Vermutung. Wir haben auf dem Handy eines Beschuldigten ganz konkret festgestellt, dass Sprachmodelle verwendet werden. Wir sehen Fälle von Erpressung nicht mehr nur mit echter Pornografie, sondern mit KI-generierter Pornografie.»

Insgesamt landeten bei der Zentralstelle 2024 knapp mehr als 18.000 Cybercrime-Fälle. Das sei ein ähnlich hohes Niveau wie im Jahr zuvor, erläuterte Goger.

Fake-Shops für Holz, Pellets – und Spielekonsolen

Die Bekämpfung von Fake-Shops im Internet habe deutlich an Fahrt aufgenommen. «Allein bis zum Stichtag 13. Dezember sind insgesamt 425 unterschiedliche Fake-Shops in unseren Verfahren bekannt geworden – also mehr als 400 betrügerische Verkaufsplattformen im Netz.» Das Phänomen verlaufe stets in Wellen: Wenn der Ölpreis steige oder Holzpellets knapp werden, gebe es Holz und Pellets in den Fake-Shops. Zu Weihnachten verlagere sich das Angebot Richtung Spielkonsolen und Unterhaltungselektronik.

In Bayern angezeigte Fälle würden in Zukunft in Bamberg gesammelt bearbeitet. Das sei der einzige Weg, um effizient die Täter zu verfolgen, betonte Goger: «Da ist uns auch schon einiges gelungen, eine ganze Reihe von Ermittlungsverfahren laufen zudem noch verdeckt.» Fake-Shops seien nicht nur für die betrogenen Kunden ein Problem, sondern es leide auch der redliche Onlinehandel darunter. Wer als kleinerer Unternehmer einen Online-Shop starte, müsse sich erst durch das grundlegende Misstrauen im Netz kämpfen, weil es zu viele Fake-Shops gibt.

«In vielen Fällen geht es nicht nur darum, den Geschädigten das per Vorkasse gezahlte Geld abzunehmen, sondern auch darum, all die persönlichen Daten, die beim Bestellvorgang anfallen, abzugreifen», sagte Goger. «Fake-Shops sind heute hochprofessionell aufgezogen und nicht leicht als solche zu erkennen. Deshalb kann man den betrogenen Kunden auch keinen Vorwurf machen.»

Erpressungen mit Ransomware

Unverändert hoch ist nach Einschätzung der Bamberger Cybercrime-Experten die Bedrohungslage durch Ransomware. Das ist eine Schadsoftware, die Daten verschlüsselt, um Lösegeld bei Unternehmen, Universitäten, Krankenhäuser oder Behörden zu erpressen. Jedoch: «Unser Eindruck ist es, dass die Unternehmen besser vorbereitet sind auf solche Angriffe. Dass es Notfallpläne in der Schublade gibt. Die Resilienz scheint deutlich besser geworden zu sein», sagte Goger. Und: «Die Ermittler haben auch bei diesem Deliktsbereich einen Zugang gefunden.»

Die Täterseite habe darauf natürlich auch reagiert. Vor einigen Jahren habe es fünf, maximal zehn Ransomware-Gruppierungen gegeben, die das Geschäft unter sich aufgeteilt hätten. Mittlerweile gebe es Dutzende von Gruppierungen, Abspaltungen, Untergruppierungen, Ausgründungen. «Das wird für die Strafverfolgung natürlich noch einmal unübersichtlicher.»

Anlagebetrug im Netz

Beim sogenannten betrügerischen Cybertrading, das meist aus Callcentern in Ost- und Südosteuropa heraus betrieben wird und auch viele Bezüge nach Israel aufweist, habe sich die Zentralstelle Cybercrime Bayern mittlerweile in den Hierarchieebenen der Täter nach oben gearbeitet, durch die Wirtschaftskammer am Landgericht Bamberg könnten jetzt auch hochrangige Täter nach Bamberg vor Gericht gebracht werden. «Wir sind europaweit in diesem Bereich führend. Hier hat Bamberg tatsächlich auch Maßstäbe gesetzt», sagte Goger. 

Beim Betrug mit Cybertrading werden hohe Gewinne bei Geldanlagen versprochen – tatsächlich verschwindet das angelegte Geld jedoch.

Quelle: dpa

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