Die Chefin von James Bond

Britische Theater- und Filmikone: Judi Dench wird 90

09. Dezember 2024 , 04:30 Uhr

Man kennt sie als Chefin von James Bond oder als Königin Elizabeth I. in «Shakespeare In Love». Schon bevor Judi Dench ein Filmstar wurde, war sie eine der gefragtesten Theaterschauspielerinnen.

  Es ist ihr unangenehm, wenn man sie als nationales Kulturgut bezeichnet, doch genau das ist sie. Dame Judi Dench zählt zu den renommiertesten und beliebtesten Schauspielern Großbritanniens. Als Ikone des Theaters wurde sie mit über 60 ein Filmstar und gewann einen Oscar. Und das, obwohl sie sich vor der Kamera nach eigener Aussage unwohl fühlt. 

Heute, am 9. Dezember, wird Dame Judi 90 Jahre alt. «Man wird ein bisschen nervös, wenn alle 90 sagen», gab sie im Interview der «Sunday Times» zu und scherzte. «Ich möchte lieber nicht so viel an die 90 denken, sondern stelle mir lieber vor, ich würde 29 werden.»

Ihren Geburtstag will sie mit der Familie feiern. Außerdem wolle James-Bond-Produzentin Barbara Broccoli sie zum Essen ausführen, verriet Dench.

Weltbekannt als Chefin von 007

Als Chefin von James Bond wurde die Britin, die in ihrer Heimat schon ein angesehener Bühnenstar war, einem breiten internationalen Publikum bekannt. In «GoldenEye» mit Pierce Brosnan hinterließ sie 1995 sofort einen starken Eindruck. «Ich halte Sie für einen sexistischen frauenfeindlichen Dinosaurier», warf sie dem neuen 007 an den Kopf. «Ein Relikt des Kalten Krieges.»

Nach Brosnans Abschied behielt Dench trotz Neustarts der Kultreihe mit Daniel Craig ihre Rolle als Geheimdienstboss M. In insgesamt sieben Filmen – acht, wenn man eine kurze Videosequenz in «Spectre» (2015) mitzählt – spielte sie M, die eine fast mütterliche Beziehung zu ihrem Geheimagenten hat.

Ein Oscar-Gewinn und viele Nominierungen

Für «Ihre Majestät Mrs. Brown» erhielt Dench 1998 ihre erste Oscar-Nominierung als Beste Hauptdarstellerin. Ein Jahr später bekam sie ihn für ihre kurze, aber unvergessliche Nebenrolle als Königin Elizabeth I. in «Shakespeare In Love». «Ich hätte nie gedacht, dass ich mit acht Minuten Screentime einen Oscar gewinne», sagte sie dem «Guardian».

Insgesamt achtmal war Dench für die begehrte Trophäe nominiert, zuletzt 2021 für das Drama «Belfast». Außerdem bekam sie elf Britische Filmpreise (Baftas) und zahlreiche andere Film- und Theater-Auszeichnungen.

Filme zu drehen, ist für Dench «eine Qual»

Das Kinopublikum liegt Dame Judi zu Füßen. Sie selbst konnte sich damit allerdings nie wirklich anfreunden. «Für mich ist das Filmen insgesamt eine Qual. Denn sobald es im Kasten ist, bleibt es für immer so», sagte sie im BBC-Interview dem britischen TV-Journalisten Louis Theroux.

«Im Theater kannst du es am Dienstag besser machen und vielleicht wird es am Freitag nicht so gut. Aber beim Film entscheidet der Regisseur. Er sagt „Cut“ – und das ist dann die endgültige Fassung.» Viele der Filme, an denen sie mitgewirkt hat, habe sie nie gesehen, gab Dench zu. «Und ich möchte sie auch nicht sehen. Das würde mich nur ärgern.»

Zu den Filmen, die sie lieber vergessen möchte, zählen der Musical-Flop «Cats» (2019) und der Science-Fiction-Trash «Riddick: Chroniken eines Kriegers» (2004) mit Vin Diesel. «Meine Familie zieht mich damit auf», scherzte die Schauspielerin mit dem ansteckenden Lachen. An den Film erinnere sie sich kaum.

Ewige Leidenschaft Theater

Wie viele ihrer Theaterkollegen und -kolleginnen steht Judi Dench am liebsten auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Schon früh machte die am 9. Dezember 1934 in York geborene Tochter einer Irin und eines Engländers dort mit ihrem Charisma und ihrem Talent auf sich aufmerksam.

Direkt nach der Schauspielschule verpflichtete sie das National Theatre in «Hamlet». Die Presse reagierte empört. «Die haben gesagt: “Wie kann das sogenannte National Theatre eine absolute Newcomerin als Ophelia engagieren?“», erinnerte sich Dench im BBC-Interview. «Die waren echt sauer. Deshalb hat man mir die Rolle schließlich wieder weggenommen.» Ihre große Karriere konnte das nicht stoppen.

Michael war ihre große Liebe

Am Theater fand sie auch ihr privates Glück und traf ihre große Liebe. Mit dem Schauspieler Michael Williams war sie von 1971 bis zu dessen Tod im Jahr 2001 verheiratet. Oft stand das Paar zusammen auf der Bühne oder spielte sogar gemeinsam in Werbespots mit. Aus der Ehe mit Michael, der an Lungenkrebs starb, ging die gemeinsame Tocher Finty hervor.

Seit knapp 20 Jahren ist David Mills der Lebensgefährte von Judi Dench. «Ich hatte nicht für eine Minute damit gerechnet, dass es überhaupt noch mal jemand anders in meinem Leben geben würde», erzählte sie dem «Mirror». «Ich habe großes Glück.» Heiraten oder zusammenziehen wollten sie aber nicht. «Dafür sind wir viel zu erwachsen.»

Oma Judi hat reichlich Humor

Dass sie viel Humor hat und sich selbst nicht allzu ernst nimmt, bewies Judi Dench unter anderem während der Corona-Pandemie. Mit ihrem Enkel Sam nahm sie im Lockdown kurze Videos auf, in denen sie Choreographien zu Hip-Hop-Songs tanzte. Die Clips stellte Sam auf Tiktok und machte seine Großmutter kurzzeitig zu einer Art Internet-Phänomen.

Nachhaltig in Erinnerung geblieben ist vor allem ein Video, in dem die Oscar-Gewinnerin bewegliche Hasenohren trägt und sich kaputt lacht. Für Dench, die sich am wohlsten fühlt, wenn sie mit anderen Menschen interagiert, waren die Videos ein Segen. «Das hat mein Leben gerettet», sagte sie.

Als kürzlich ihre Freundinnen und Kolleginnen Maggie Smith und Barbara Leigh-Hunt starben, war das ein schwerer Schlag für Judi Dench. Es machte ihr aber auch etwas bewusst: «Ich glaube, man kann sich glücklich schätzen, 90 zu sein», sagte sie der «Sunday Times». «Ich bin immerhin in der Lage, von A nach B zu kommen und herumzulaufen. Himmel, ich habe wirklich viel, wofür ich dankbar sein kann.»

Quelle: dpa

 

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