Vor Parteitag

Bayerns Grünen-Basis kritisiert Kurs der Bundespartei

16. Oktober 2024 , 16:23 Uhr

Am Wochenende wollen sich Bayerns Grüne zum Parteitag treffen. Ein Antrag zeigt, dass es auch im Freistaat an der Basis rumort.

Kurz vor dem Landesparteitag der bayerischen Grünen wird in der Basis Kritik am Kurs der eigenen Partei laut. In einem Antrag heißt es, man frage sich «nicht nur außerhalb, sondern auch innerhalb der Partei», wofür «wir, die Grünen, überhaupt noch stehen». Der von mehr als zwei Dutzend Mitgliedern unterstützte Antrag fordert die Mandatsträger der Partei auf allen politischen Ebenen dazu auf, sich «bei ihren Entscheidungen und Stellungnahmen klar am Grundsatzprogramm der Partei zu orientieren». 

Vorwurf: «Kompromissbereitschaft bis zur Selbstaufgabe»

Klare Grundsätze seien im Kurs der Grünen «immer weniger sichtbar», heißt es weiter. Es drohe eine Abwärtsspirale. «Kompromissbereitschaft bis zur Selbstaufgabe und eine Verwässerung unserer Ziele bis zur Unkenntlichkeit können nicht der Weg sein.» Um die Trendwende zu erreichen, müssten die Grundsätze der Partei wieder deutlich werden.

Aktuellen Umfragen zufolge liegen die Grünen in Bayern bei rund zehn Prozent – Trend abwärts. Auch im Bund müssen sich die Grünen seit längerer Zeit mit schlechten Umfragewerten herumschlagen. Bei den jüngsten Landtagswahlen folgten zahlreiche schmerzhafte Niederlagen.

Lettenbauer: Landesvorstand unterstützt Antrag nicht

Der Landesvorstand unterstützt den Antrag nicht, wie die Landesvorsitzende Eva Lettenbauer auf Nachfrage erklärte. Ob der Beschluss auf dem Parteitag am kommenden Wochenende in Würzburg dennoch eine Mehrheit bekommt, ist offen. Auch Wirtschaftsminister Robert Habeck wird in Würzburg per Videoübertragung als Redner erwartet, die beiden Kandidaten für den Bundesvorsitz Franziska Brantner und Felix Banaszak wollen persönlich vor Ort sein. Kürzlich hatten die amtierenden Parteichefs Ricarda Lang und Omid Nouripour erklärt, ihr Amt aufgeben zu wollen.

Eine Sprecherin der Grünen in Bayern betonte, dass das Grundsatzprogramm «nach wie vor maßgeblich für die politische Arbeit der Mandatsträger» sei. «Es wäre aber politisch falsch, alle politischen Ebenen von der Gemeinderätin bis zum Europa-Abgeordneten auf die Einhaltung des Programms zu verpflichten.» In der Zusammenarbeit mit anderen Parteien sei es wichtig, Raum für Diskussionen und Kompromisse zu lassen, «um in den Kommunen, den Ländern, Deutschland und Europa Dinge voranzubringen».

Quelle: dpa

Das könnte Dich auch interessieren

12.10.2024 Söder verspricht Merz CSU-Loyalität auch über Wahl hinaus Mit viel Applaus feiert die CSU den Unionskanzlerkandidaten Friedrich Merz. Die kleine Schwesterpartei und ihr Vorsitzender Markus Söder zeigen sich harmonisch wie selten. 12.10.2024 CSU-Parteitag fordert Asyl-Obergrenze und Wehrpflicht Auf ihrem Parteitag stellt die CSU auch inhaltliche Leitplanken für den Wahlkampf auf. Die drei Leitanträge beinhalten deutliche Forderungen. 11.10.2024 Söder: CSU bereit für Neuwahlen CSU-Chef Markus Söder will beim Parteitag in Augsburg die Linien bis zur nächsten Bundestagswahl festlegen. Nach seiner Auffassung könnte diese auch früher kommen als eigentlich geplant. 16.10.2024 Wachsende Kormoran-Zahl wird nicht bundesweit kontrolliert Der Kormoran und sein Appetit auf Fische etwa am Bodensee beschäftigt die Politik intensiv. Fischer klagen über die geschützte Art. Streit gibt es auch in Berlin um die Frage nach einer Bejagung.