Russischer Geheimdienst

Terrorvorwurf: Deutscher in Kaliningrad festgenommen

20. November 2024 , 13:27 Uhr

Mit 50 Gramm Flüssigsprengstoff soll ein Deutscher über Polen nach Russland eingereist sein. Die russischen Behörden sehen in dem Fall aber auch eine ukrainische Spur.

Unter Terrorismusvorwurf hat der russische Inlandsgeheimdienst FSB nach eigenen Angaben in Kaliningrad einen deutschen Staatsbürger festgesetzt. Es handele sich um einen 1967 geborenen Mann aus Hamburg, meldeten russische Nachrichtenagenturen. Bei der Einreise aus Polen in die russische Ostsee-Exklave seien in seinem Auto 50 Gramm Flüssigsprengstoff sichergestellt worden. Nach Angaben des Auswärtigen Amts in Berlin wurde der Mann bereits im Oktober festgenommen.

Der FSB teilte mit, den Auftrag für einen Anschlag habe der Mann von einem Ukrainer erhalten, ebenfalls 1967 geboren, der ebenfalls in Hamburg lebe. Der Festgenommene stehe auch unter Verdacht, schon im März dieses Jahres einen Sprengstoffanschlag auf eine Gasverteilerstation im Gebiet Kaliningrad verübt zu haben. 

Bei der erneuten Einreise habe er wieder beabsichtigt, russische Energieeinrichtungen zu beschädigen. Er sei unter dem Vorwurf des Terrorismus und des Schmuggels von Sprengstoff in Untersuchungshaft genommen worden. Gesucht werde nach möglichen Beteiligten. Unabhängige Bestätigungen für diese Anschuldigungen des russischen Geheimdienstes gab es indes nicht.

AA: Niedrige zweistellige Zahl von Deutschen in Russland inhaftiert

Eine Sprecherin des Auswärtigen Amts teilte in Berlin mit, das deutsche Generalkonsulat in Sankt Petersburg habe dem Festgenommenen konsularischen Beistand angeboten und stehe mit den russischen Behörden in Kontakt. Der Mann besitze nur die deutsche Staatsbürgerschaft und sei kein Doppelstaatler. 

Insgesamt habe das deutsche Außenministerium Kenntnis von einer niedrigen zweistelligen Anzahl an Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit, die derzeit in Russland inhaftiert seien. Zu Details über die Personen oder die Gründe für deren Inhaftierung wollte die Sprecherin wegen des Persönlichkeitsschutzes keine Angaben machen. 

Grundsätzlich betonte die AA-Sprecherin, in Russland herrsche eine Atmosphäre der Einschüchterung und der Angst, in der es auch zu willkürlichen Verhaftungen von ausländischen Staatsangehörigen kommen könne. Das Auswärtige Amt rate auch aus diesem Grund dringend von Reisen nach Russland ab.

Russland nimmt immer wieder Ausländer fest

In dem tiefen Konflikt zwischen Moskau und dem Westen wegen des Angriffskriegs auf die Ukraine werden in Russland immer wieder Ausländer unter mehr oder weniger stichhaltigen Vorwürfen festgenommen. Oft wirkt es so, als sollten sie als Faustpfand für einen möglichen Austausch dienen. Bei einem großen Gefangenenaustausch Anfang August kam auch ein Mann aus Hamburg frei, der mit Hasch-Gummibärchen am St. Petersburger Flughafen festgenommen worden war. Der Vorwurf von Terrorismus wiegt allerdings wesentlich schwerer.

Die ukrainischen Geheimdienste haben während des Krieges schon mehrere Anschläge oder Sabotageakte in Russland verübt oder über angeworbene Helfershelfer ausführen lassen.

Quelle: dpa

Das könnte Dich auch interessieren

05.11.2024 Baerbock fordert von Partnern mehr Unterstützung für Ukraine Vor dem dritten Kriegswinter ist die Außenministerin für zwei Tage in der Ukraine. Nordöstlich von Kiew besucht sie die Oblast Tschernihiw. Das Leid der Menschen sei Auftrag zur Hilfe für die Partner. 04.11.2024 Baerbock in Kiew: 200 Millionen Euro Zusatz-Winterhilfe Vor dem dritten Kriegswinter setzt die deutsche Außenministerin bei ihrem achten Ukraine-Besuch seit Beginn des russischen Angriffskriegs ein Zeichen der Solidarität. Auch, was EU und Nato angeht. 04.11.2024 Baerbock in Kiew: Stehen felsenfest an Seite der Ukraine Außenministerin Baerbock besucht zum achten Mal seit Beginn des russischen Angriffskriegs vor fast 1000 Tagen die Ukraine. Vor dem dritten Kriegswinter möchte sie ein Zeichen der Solidarität setzen. 16.11.2024 Kreml offen für Ukraine-Gespräche - Kritik an Scholz-Anruf Fast 1.000 Tage schon dauert Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine. Nach langer Funkstille nimmt Kanzler Scholz den Dialog mit Kremlchef Putin wieder auf. Kiew sieht darin keine gute Entwicklung.